Meine Leidenschaft für das Angeln auf Aal habe ich ja schon in meinen
Geschichte hinlänglich beschrieben. Eine andere Vorliebe ist dass
Meeresangel, genauer gesagt das Angeln mit dem Pilker vom Boot. Bei einigen
Urlaubsreisen an Norwegens Fjorden oder auf der dänischen Insel Langeland
hatte ich bereits die Möglichkeit Fangtechnik und Fangerfolge zu
perfektionieren.
Wir waren zu Besuch bei Freunden im Emsland. Abends, bei einem leckeren Bierchen,
hatte ich mit Willi wieder einmal über unser gemeinsames Hobby Angeln
diskutiert und irgendwie kam das Thema auch aufs Dorschangeln. Warum sollten
wir nicht mal ein gemeinsamen Kurzurlaub starten, gemeinsam mit unseren
Frauen? Für die Grobplanung brauchten wir keine Stunde und die Mädels
waren auch schnell überzeugt. Bei Magret und meiner Frau aber auch kein
größeres Problem. Mit dem Auftrag, auf Langeland in den Osterferien eine
Ferienwohnung für eine Woche, nebst Angelboot, zu besorgen, haben wir uns am
Sonntag Abend wieder nach Hause verabschiedet.
Montag Abend ging bei uns das Telefon. Willi war dran. Er erzählte mir,
dass er mit seinen Kumpels über unseren Plan gesprochen habe und diese so
begeistert waren, dass sie spontan mit Frauen mitfahren wollten, Seine
Kumpels kannte ich ganz gut, deren Frauen aber nur mehr vom sehen. Mir
sollte es egal sein, zumal unsere Absprache vom Sonntag klar war. Ein reiner
Angelurlaub und die Frauen genießen ihr Realax. Ob Ferienhaus für 4 Personen
oder für 10, ob 1 oder 2 Angelboote war letztendlich egal.
Die Buchung erwies sich letztendlich auch als unproblematisch. Ein großes
herrliches Holzhaus für 14 Personen in einer Ferienhaussiedlung in der Nähe
von Spodsbjerg, dazu noch 2 ordentliche Angelboote mit 25 PS Außenborder,
was woll'n wir mehr.
Wir brauchten nur noch zu warten, dass der Winter vorüber geht, denn die
Reise sollte im Frühjahr starten.
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Langeland liegt eingebettet zwischen den dänischen Inseln
Fünen und Lolland
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Mitte Februar haben wir uns dann noch einmal zur Detailplanung getroffen.
Die nötigen Proviantbesorgungen wurden auf alle Köpfe verteilt und im
Verlauf des Abends hatte ich Gelegenheit, von meinen Langeland Erfahrungen
zu berichten.
Sehr beschauliches und absolut ruhiges Inselleben ohne Klamauck, ohne
Disco, ohne Kneipe. Einfach nur Ruhe pur, dazu Landschaft, Küste und jede
Menge Dorsch. Alle waren begeistert.
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Am Samstag, eine Woche vor Ostern ging's endlich los. Morgens um Acht
haben wir uns an einem Rastplatz hinter Bremen getroffen um die letzten 4
Stunden gemeinsam weiter zu fahren.
Plangemäß um 12.00 Uhr waren wir da. Um 13.00 Uhr konnten wir die
Boote übernehmen, schnell die Angelerlaubnis gekauft und um 14.30
Uhr waren wir schon auf dem Langeland Belt.
Unsere Frauen waren froh, endlich ihre Ruhe zu haben. Der
Fangerfolg, bis zum frühen Abend hielt sich allerdings sehr in Grenzen. Nach
dem Abendessen, in gemütlicher Rund wurden dann die Pläne für den folgenden
Tag geschmiedet. Die Frauen wollten die Insel erkunden und wir am nächsten
Tag zum "Langen Roten", ein Leuchtfeuerturm im Wasser stehend, ca. 1 km vor
der Küste, südlich von Spodsbjerg.
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Der Plan war gut, nur die Fische machten uns leider einen Strich durch
die Rechnung. Der Tag war jedenfalls nicht gerade erfolgreich. Bis
nachmittgs gerade mal 7 Dorsche bei 5 Angler. Das Gute daran, wir hatten
keinen Stress beim Filetieren. Die Frauen hatten den Tag über auch keinen
Stress, denn auf der Insel ist wirklich nichts los.
Auch an den folgenden zwei Tagen änderte sich am Gesamtbild wenig. Der
Dorsch war nicht da oder zu clever oder wir zu dämlich. Die Stimmung wurde
dementsprechend merklich frostiger.
Bei den Frauen, Magret und meine Renate mal ausgeschlossen, im übrigen
auch. Ruhe und Entspannung einerseits ist ja gut, aber diese Einöde - .
. . . . einfach nervig.
Am Abend beim gemeinsamen Kartenspiel hing der Haussegen schief und es
entlud sich die ganze Spannung. Klar, wir Kerle denken nur an unser
Angelvergnügen, Aber hatten wir das nicht vorher klar abgesprochen? Und
außerdem, wir sind doch die Leidtragenden.
Wir müssen bei Wind und Wetter raus,
Nahrung für unsere Familien besorgen.
Ende vom Lied, beim morgendlichen Frühstück eröffneten uns drei Kollegen:
"Ach, heute wollen wir mal mit dem Auto nach Bagenkop, im Süden der Insel.
Dort soll es einen prima Reiterhof geben."
Ja nee, is klar, Willi und mir sollte es gleich sein. Wir fahren raus zum
Angeln und unsere Frauen wollten etwas joggen und anschließend die Seele
baumeln lassen.
Angeltechnisch wurde der Tag dann zum Knaller. Woran es lag, weiß ich
auch nicht. Jedenfalls hatten wir bei der ersten Drift schon 9 schöne
Dorsche verhaftet und der Tag ging dann so weiter. Bis um 15.30 Uhr hatten
wir 43 gute Dorsche. Die langen Gesichter unserer Pferdefreunde konnten wir
uns schon bestens vorstellen. Die eineinhalb Stunden am Filetiertisch, für
uns ein einziger Triumphzug. Die allgemeine Stimmung beim Abendessen, war
dann auch nicht viel besser, als am Abend davor, nur dass diesmal die Damen
kleine Brötchen backen mussten.
Es hätte ja noch alles gut werden können, denn einen Angeltag hatten wir
ja noch. Doch an unserem letzten Angeltag in den Gewässern vor Langeland
war's dann fangmäßig wieder ein Flop.
Zumindest mein Kumpel Willi sorgte dann doch noch für ein wenig Spannung.
Beim Hochziehen eines Steines, der sich am Drilling des Pilkers verfangen
hat, knallte er sich so unglücklich zwei Drillingshaken in den Handballen,
dass wir frühzeitig den Hafen von Spodsbjerg anfahren mussten. Meine erste
Hilfe bestand darin, den Schlüsselring am Pilker mit einem Seitenschneider
durchzukneifen, damit der Unglücksrabe wenigstens schon mal den 250g Pilker
los war. Der Drilling wurde im dann später, im Krankenhaus von Odense auf
der Nachbarinsel Fünen, herausoperiert. Willi erzählte mir später, dass der
Hausmeister des Krankenhauses mit einer Bolzenschere den Ärzten assistiert
hatte.
Mein Fazit unseres Angelurlaubs. Das Fangergebnis auf Boot 1 war
eigentlich okay. Willis Hand ist auch wieder in Ordnung. Aber es gibt eben
Events, die lassen sich einfach nicht wiederholen und dazu gehört dieser
Angelurlaub, in dieser Konstellation, auf keinen Fall.
© Harald Will (Jan. 2008)
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