Über kaum eine andere Fischart werden soviel mystische
Geschichten erzählt wie über den Aal. Schon im Altertum war der Aal für die
Menschen etwas Geheimnisvolles, ein Wesen aus dem Nichts. Man bekam nie
einen "schwangeren Aal" zu Gesicht, auch keine Aale mit Laich oder
irgend etwas, was auf eine normale Entstehung deuten könnte. So meinte
Aristoteles, Aale entstehen spontan aus Schlamm oder werden aus Erdwürmer
geboren. Erst Anfang des 19ten Jahrhunderts konnten erstmals die
durchsichtigen weidenblattförmigen Fischchen als Aallarven den Aalen
zugeordnet werden.
In Friesland will man beobachtet haben das vor schweren
Sturmfluten Aale aus dem Herdfeuer gekrochen kamen.
Auch wenn solche Beobachtungen möglicherweise durch Panik- oder
Stresssituationen zu erklären sind, hatte der Aal doch lange Zeit als Unheilsbote
oder Todesankündiger herhalten müssen.
Nichts desto Trotze wurden in dieser Zeit und auch schon lange vorher
Aale gefangen und galten im Allgemeinen, wenn man den Mythos erstmal
abgelegt hatte, als Delikatesse.
Nachfolgend einige Kuriositäten oder Lügenmärchen:
Aale sind Aasfresser und machen sich über Kadaver oder Pferdeköpfe her (z.B. in "Die
Blechtrommel" von Günter Grass)
Falschaussage !!! Aale fressen kein Aas. Der gleiche Effekt würde statt mit einem Pferdekopf
sicherlich auch mit einem am Grund befestigten Bund Stroh zu erreichen sein. Wenn sich Aale
schon in einem Pferdekopf verstecken, dann sicherlich, indem sie den Kopf zum Atmen aus
dem Kadaver heraus und in Richtung des Frischwasserstromes halten. Beim Angeln sind nur frische
Köderfische erfolgreich, mit einem Köderfisch, der schon den halben Tag in der Sonne gelegen
hat, lässt sich kein Aal überlisten.
Aale weiden in Gewitternächten Erbsenfelder ab
Falschaussage !!! Wenn der Wandertrieb einsetzt, überwinden Aale, wenn nötig, auch schon mal
einiges an Weg über Land. Schwülwarme Gewitternächte mit dazu noch regennassem Boden
erleichtern den Aal seinen Weg über fremdes Terrain. Er kann nicht so leicht austrocknen.
Aale können im Wasser riechen
Richtig !!! Aale sind zwar fast Blind, Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Aal bestenfalls hell und dunkel
unterscheiden kann. Dafür hat er aber einen gut ausgebildeten, sehr feinen Geruchssinn. Forscher haben ermittelt,
dass ein Tropfen Rosenöl (das mag der Aal überhaupt nicht) verdünnt in einer Wassermenge, die dem 7 fachen des
Bodensees entspräche, noch vom Aal wahrgenommen.
Aale sind Giftig
Falschaussage !!! Lediglich frisches Aalblut ist toxisch. In Verbindung mit blutenden Wunden kann man sich schnell
Entzündungen einhandeln. Also Vorsicht beim Ausnehmen von Aalen, wenn man sich vorher eine Wunde zugezogen
hat. Zubereitet ist Aal nicht giftig sondern eine Delikatesse.
Allerdings wirken sich verschmutzte Gewässerböden auf Aale negativ aus. Als Grundbewohner nimmt er
zwangsweise, Gift- und Schadstoffe auf, die sich danach in Körper und Innereien ablagern
So gesehen ist an die Aussage, dass Aale giftig seien, doch ein Fünkchen Wahrheit, zumindest bei häufigem Verzehr.
Die frühere Medizin sprach dem Aal auch heilende Wirkungen zu
In Brandenburg soll man mit dem abgeschnittenen, noch lebenden Kopf eines Aals Warzen bestrichen haben.
Nach dem dann den Kopf begraben wurde, sollten auch die Warzen verschwinden (Praktika des täglichen Lebens, 310).
Im Schwabenland soll man Säufern einen Wein zu trinken gegeben haben, in dem zuvor ein Aal ertrunken war. Der
Trinker, dem man von der Behandlung nichts sagen durfte, sollte dann von seiner Trunksucht geheilt sein.
Außerdem verordnete man Aalgalle in Wein als Mittel gegen Schlaflosigkeit.
Fieber soll man loswerden, indem man es einem Aal verschreibt und das Papier ins Wasser wirft. Sobald ein Aal
die Notiz gefressen hat, sei man geheilt (Das sechste und siebente Buch Mosis, 299).
Gegen Schwerhörigkeit mixte man einen Absud aus der Galle eines Aals oder einer Forelle. Den erwärme man
und träufle davon an drei Tagen je drei Tropfen in das zu behandelnde Ohr. Dass das helfe, glaubte man in der
Steyermark. (Praktika des täglichen Lebens, 309f.)
Auch heute ist das Verhalten vieler Menschen dem Schlangenfisch gegenüber sehr häufig irrrational. Das fängt schon beim
Zubereiten von Aalen an. Dann heißt es, "iiih, der lebt ja noch", wenn sich der Brataal in der Pfanne noch dreht. Dass sich die
langen Muskelstränge beim Erhitzen zusammenziehen und sich der Fisch in der Pfanne dreht, ist
die einfache physikalische
Erklärung.
Trotzdem ist der Aal gegenüber Verletzungen sehr widerstandsfähig. Untermassige Exemplare mit tief geschlucktem
Haken können bedenkenlos wieder ins Wasser zurückgesetzt werden. Voraussetzung, man doktert nicht lange beim
Hakenlösen rum. Das Vorfach mit der Schere direkt vor dem Maul abschneiden und der Aal hat beste Chancen sich
schnell wieder zu erholen. Der Haken wird von den Magensäften zersetzt oder er kann ihn auch durch die Bauchdecke
nach außen herausdrücken (habe ich selber schon gesehen).
Viele Menschen essen keinen Aal, weil sie an doch irgendwie an Wasserschlange erinnern. Nun ja das Aussehen ähnelt
schon einer Schlange, aber er gehört nun mal zu der großen Gruppe der Knochenfische.
Schlangen als Vertreter der Amphibien haben zum Beispiel Lungen und sind auf die Luftatmung angewiesen. Auch
Seeschlangen müssen zum Atmen bekanntlich an die Wasseroberfläche.
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