Der Geburtsort des europ. Aales liegt in der Sargasso See,
nördlich der Antillen, Haiti und Puerto Ricos.
Bei allen anderen Aalformen, wie z.B. dem japanischen oder
dem amerikanischen Aal sind deren Kinderstuben den Wissenschaftlern immer
noch nicht bekannt.
Aallarve
Glasaale Quelle beide Fotos: Wikipedia (Fotograf: Uwe Kils)
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Nach dem Schlüpfen der winzigen Aallarven, die
Größe liegt bei ca. 10 mm, werden sie mit dem
Golfstrom in östlicher Richtung gedriftet. Die Form
ähnelt der eines durchsichtigen Weidenblattes.
Nach etwa 3 Jahren erreichen sie die ca. 5500 km
entfernt liegenden europäischen Küsten. Die
Aallarven, noch glasig, wechseln mittlerweile die
Form zu richtigen Aalen. Dabei haben sie eine Größe
von ca. 45 mm erreicht.
Vom Geschmack des Süßwassers der Flüsse
werden sie angezogen und sammeln sich dann in den
Mündungsbereichen.
Im Frühjahr bei ganz bestimmten
Wassertemperaturen und Wetterbedingungen
machen sie sich auf, die Flüsse aufzusteigen. Dabei
verbleiben die männlichen Tier in den
Küstenbereichen bis hin zur Brackwasserregion. Nur
die Weibchen machen sich auf den Weg in die höher
gelegenen Gewässerregionen.
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Vor Hindernissen, wie an Staustufen und Schleusen oder auch vor Fischtreppen sammeln sie
sich zu einem riesigen Pulk. Ist das Wasser dort entsprechend flach, erscheint es bei der
Masse milchig hell von den vielen kleinen Leibern.
Glasaale versammeln sich
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Vor vielen Jahren, es muss in den
70er gewesen sein, hatte ich mal
das Glück, an der Ems bei Reede
diesem imposanten Schauspiel
beizuwohnen. In einem flachen
Uferabschnitt, bei recht klarem
Wasser und gutem Mondlicht wand
sich ein kilometerlanger und etwa 50
cm breiter Zug mit kleinen Aalen,
dicht an dicht, Flussaufwärts. Es
müssen hunderttausende gewesen
sein. Die Zeiten sind aber leider
lange
vorbei.
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Selbst senkrechten Wänden sind für die
Winzlinge kein Hindernis. Sie nutzen kleine Spalten, Risse oder Algenbewuchs
um sich mit unglaublicher Energie daran empor zu winden. In der lang gestreckter Zugformation
geht es dann wieder weiter.
Natürlich bleibt dieses
muntere Treiben auch der Fresskonkurenz nicht verborgen. Kleine und große
Nachträuber attackieren immer wieder den Wanderzug. Selbst etwas größere
Stichlinge und natürlich die Wollhandkrabben lassen sich diesen Festtag
nicht entgehen. Für den Zander sind kleine und mittlere Aale ohnehin ein
Leckerbissen.
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1) Flußaal
2) seine Embryonalentwicklung
a) Larve,
b) Metamorphose-Stadium,
c) Glasaal.
3) Laichgründe und Verbreitungsgebiete
ihrer 1-, 2- und 3jährigen Larven
Rasterelektronenmikroskopische Auswertungen
der täglichen Zuwachsringe an den
scheibenförmigen Gehörsteinen (Otolithen) von
Glasaalen, die an der europäischen und
marokkanischen Atlantikküste in derZeit von
November bis Januar eingesammelt wurden,
lassen auf eine Wanderzeit von nur 190–280
Tagen schließen.
Dies bedeutet, dass die Aallarven nicht nur
passiv von den langsameren Wassermassen des
Golfstroms verfrachtet werden,sondern zusätzlich
aktiv nach Osten schwimmen.
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Dieses Schauspiel findet nur an einigen wenigen Nächten im Jahr statt. Der Wanderzug verteilt sich im weiteren Verlauf immer weiter in die
Nebenflüsse, Bachläufe und Gräben.
Im Süßwasser bilden sich schnell in der Haut des Aales Farbpigmente, die ihn dann dunkel einfärben. Für die nächsten 8 bis 12 Jahre, bis zum
Einsetzen der Geschlechtsreife, muss der Aal nun versuchen, die vielen Gefahren zu umschiffen, die in überall bedrohen.
Der Aal ist nicht standorttreu und unternimmt in diesem Aufwachsstadium häufig mehr oder wenig lange Wanderungen.
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Der Deutsche Fischereiverband hatte an den Fischtreppen beim Emswehr in Herbrum in früheren Jahren eine Aalbrutfangstation betrieben. Die gefangene Brut wurde zum überwiegenden Teil anschließen in andere Verbandsgewässer umgesetzt. Zwischen 1960 und 1980 waren das
jährlich beachtliche 300 bis 400 kg. In den Jahren danach gingen diese Fänge rapide bergab bis gegen Null.
Inzwischen wird die Fangstation vom Landesfischereiverband Weser und Ems betrieben, allerdings nur noch unter dem Aspekt der
wissenschaftlichen Auswertung und Statistik. So wurden in den Jahren seit 2013 wieder vermehrt Glasaale abgefischt, gezählt und vermessen und
im Oberwasser des Wehrs wieder ausgesetzt.
Da das Wehr in Herbrum in den letzten Jahren bei Flut regelmäßig von der Tide überspült wird
und ein Großteil der Steigaale diesen direkten Weg nehmen, sind verlässliche Zahlen über den tatsächlichen
Aufstieg nicht mehr möglich. Auf Grund dessen wird seit einiger Zeit ein ähnliches Monitoring durch den ASV Dörpen am 10 km entfernten
Emswehr Bollingerfähr durchgeführt. Die Fangzahlen der 70er Jahre werden
zwar nicht mal ansatzweise erreicht, aber man freut sich hier auch über 30000 -
40000 Jungaale per Jahr.
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