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Angelgeschichten

 
 

Makrelen satt !

(Augenzeugenbericht von einem, der dabei war.)

Erstellt: 2007

Morgens um 5 Uhr sollte es endlich losgehen. Merkwürdig, an normalen Schultagen komme ich nicht mal um 7 Uhr aus den Federn. Heute um 4 Uhr war ich schon hellwach und den Rest der Nacht habe ich vor Aufregung auch kaum geschlafen. Aber heute soll es endlich losgehen. Ich fahre mit der Jugendgruppe unseres Vereins nach Holland zum Makrelenangeln.

Also raus aus dem Bett, waschen, Zähne putzen, anziehen.

Frühstück? Ich habe keinen Hunger. Schnell noch einen Blick auf die Uhr. Mann, noch eine halbe Stunde Zeit.

Beim Blick auf meine Angelsachen kommen mir Zweifel. Habe ich wirklich genug Eimer und Tüten für die Makrelen, die angeblich so zahlreich gefangen werden?

Die Warterei macht mich nervös.

Endlich kommt Heinz unser Jugendwart vorgefahren. Schnell sind die Sachen im Kofferraum verstaut und los geht’s. Vorneweg wir und hinten Rudi mit seinem Golf.

Nach gut 2 Std. haben wir unser Ziel, Ijmuiden an der holländischen Nordseeküste erreicht. Nach weiteren 45 Min.haben wir  im Hafen auch unseren Kutter, die Dolfijn gefunden. Anfangs kommen uns Bedenken, diese kleine rostige Nussschale zu betreten. Doch als der Kapitän mit seiner Mannschaft an Bord geht, haben wir uns mit dem Boot schon angefreundet.

Die Luft riecht nach Salz und nach Fisch und der Magen meldet sich. Hunger ! Wir machen es uns gemütlich und frühstücken, was Mutter so eingepackt hat. Belegte Brote, Frikadellen, Rudi kaut auf seiner Fleischwurst mit Knoblauch. Endlich ist auch der Schiffsdiesel warmgelaufen.

Leinen los und unsere Nussschale tuckert langsam los. Trotz einsetzendem Regen ist die Stimmung der 15 Angler an Bord gut. Heinz klärt uns über die Vorteile bei Kutterfahrten mit Regen auf: 

 ". . . bei Regen sind die Wellen nicht so hoch."

 

Er hat Recht, ich sehe keine Wellen im Hafen.

Allmählich erreichen wir die offene See und diese Wellen haben sicherlich noch nichts von Karls Theorie gehört.

Aber was soll’s, ich kann auch von einem wackeligen Schiff angeln und den Makrelen macht es bestimmt auch nichts aus.

Nur im Magen, da wird es mir ein wenig flau. Sicherlich habe ich vorhin zu hastig gegessen.

Aus dem Augenwinkel bekomme ich mit, dass einem meiner Angelkollegen schon das Frühstück aus dem Gesicht fällt. An Hand der Fleischwurststücke, die auf den Wellen schwimmen, muß es wohl Rudi gewesen sein.

Jedenfalls kein angenehmer Anblick, bei meinem ramponierten Magen. Als das Schiff zum ersten Mal anhält, geht es mir schon so dreckig, dass ich nicht einmal mehr Lust zum Angeln verspüre. Halbherzig und entsprechen erfolglos hänge ich mein Makrelenpaternoster über Bord.

Die Wellen werden auch immer höher. Zudem treiben wir quer mit den Wellen. Ich habe das Gefühl, der Kutter wird von den riesigen Brechern zermalmt. Wenn das mal gut geht.

Vor lauter Elend taumele ich in die Kajüte. Einen großen Teil meiner Angelkollegen finde ich hier wieder. Scheint ihnen ebenfalls nicht rosig zu gehen. Auch unsere drei Seebären aus Wesel, mit denen wir uns angefreundet hatten finde ich hier wieder. In abwechselnder Reihenfolge stürzen sie raus zur Reling, um die Fische zu füttern. Irgendwann erschein auch unser Jugendwart auf der Bildfläche. Sein Gesicht hat die Farbe von meinen grünen Angelstiefel angenommen. Er sieht aus, wie ich mich fühle. Zum Sterben. Er gesellt sich wortlos zu uns auf eine freie Bank und wartet auf das Ende.

Als einmal ein Holländer die Kajüte betritt, erfasst wieder einmal eine riesige Welle unser Schiff. Es neigt sich bedrohlich zur Seite. Unser Holländer verliert das Gleichgewicht und fliegt im hohen Bogen durch die gute Stube. Ein Tisch gebietet den beeindruckenden Flug Einhalt und er landet sehr unsanft direkt vor unseren Füßen. Mit einer blutenden Wunde am Handgelenk hat sich der Angeltag für ihn auch erledigt.

Ich sinniere:
Holland war doch mal eine Seefahrernation, die müssen doch so was abkönnen.

Aber egal, vom Makrelenangeln wollte jedenfalls keiner von uns mehr etwas hören. Unser einziger Wunsch, wann hört endlich das Schaukeln auf.

Irgendwann nach langem Leiden, bemerke ich, wie die Motorgeräusche ruhiger werden. Der Blick aus dem Fenster lässt mich aufjubeln. Land in Sicht. Die See ist auch nicht mehr so rau und meinem Magen geht es schon wesentlich besser.

Mir kommen die vergangenen Stunden wie ein Alptraum vor.

Wie sich dann später herausstellt, waren auf dem ganzen Schiff außer dem Kapitän und seiner Crew, sowie Lars aus unserer Jugendgruppe, alle Seekrank geworden.

Im Hafen, mit festem Boden unter den Füßen, sind wir dann alle wieder obenauf. Ein Wahnsinnshunger hat uns befallen. Kein Wunder, unsere Mägen sind nach dem Ausflug total leer. Wir beschließen, die nächste Frittenbude anzusteuern. Bei Pommes mit Majo und Frikandell Spezial können wir über die eine oder andere Szene, die sich auf der Dolfijn abgespielt hat, schon wieder herzlich lachen.

Wenn auch unser Fangergebnis nicht erwähnt werden braucht, steht fest und darin sind wir einer Meinung, diese Fahrt war ein Erlebnis.

 

Eine Frage beschäftigte mich allerdings noch lange. Warum wurde unser Lars, den ich vorhin schon erwähnte, nicht Seekrank? Lag es vielleicht daran, dass er vor der Abfahrt Reisetabletten geschluckt hat?
 Sollten wir wieder einmal eine Hochseeangelfahrt planen, nehmen wir ihm diese Tabletten vorher ab, denn

. . . . . denn wir Angler brauchen kein Doping.

 

Unsere Billanz:

Fang: 7 Makrelen

Seekrank: 6 von 7

 

© 2006 Harald Will

 

 
 
 
 
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